Neuer Vorstand bei der Bürgerstiftung
Jürgen Langerfeld
“Wir müssen mehr Orte der Begegnung schaffen.”
Zum Amtsantritt haben wir unseren neuen Vorstandsvorsitzenden Wilfried Porth zu seinen Zielen und Wünschen befragt.
Begegnungen sind ihm ein zentrales Anliegen, wie seine Antworten zeigen.
Was haben Sie gedacht, als Dr. Helga Breuninger Sie gefragt hat, ob Sie sich vorstellen könnten, für den Vorstand der Bürgerstiftung Stuttgart zu kandidieren?
“Die Anfrage kam überraschend für mich und war sehr wertschätzend. Helga Breuninger hat sich so außerordentlich für die Bürgerstiftung engagiert, da fällt es schwer an eine Nachfolge zu denken. “
Was ist Ihre Motivation sich ehrenamtlich zu engagieren?
“Durch meine Ausbildung und meinen beruflichen Werdegang beim Daimler kann ich mit meiner Familie ein sehr privilegiertes Leben führen. Ich habe es immer auch als meine Verpflichtung gesehen, mich dort einzusetzen wo dies vielen nicht möglich ist.”
Wenn Sie spontan drei Punkte nennen sollen, was die Bürgerstiftung Stuttgart ausmacht, was sagen Sie?
“Erstens: Die Menschen die sich bei der Bürgerstiftung sowohl im Ehrenamt als auch finanziell engagieren, sind einmalig. Zweitens: Wir sind sehr gut vernetzt und flexibel, dadurch können wir sehr schnell auf Krisen reagieren. Drittens: Mit den Runden Tischen bringen wir Betroffene, Experten, Verwaltung, Unternehmen und Zivilgesellschaft zusammen. Das ist ein intelligentes Instrument, mit dem wir nachhaltig Projekte entwickeln können.”
Auf der einen Seite engagieren sich unglaublich viele Menschen in Stuttgart, auf der anderen Seite wird auch viel „gebruddelt“, wenig experimentiert. Was kann eine Bürgerstiftung tun, damit Stuttgart mehr „leuchtet“?
“Wir müssen noch mehr Orte der Begegnung schaffen, an denen Menschen aus unterschiedlichen Milieus sich begegnen. Und wir müssen die Erfolgsgeschichten noch besser bekannt machen. Wir sind ein Technologieland mit vielen, sehr erfolg- und erfindungsreichen Unternehmen. Da sollte es uns auch gelingen, das in die Zivilgesellschaft zu übertragen. Die Bürgerstiftung kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten.”
Worauf freuen Sie sich in Ihrem neuen Amt?
“Ich freue mich auf die vielen Begegnungen. Damit meine ich sowohl das Wiedersehen mit vielen vertrauten Begleiter:innen, als auch neue Bekanntschaften. Davon lebt die Stiftungsarbeit.”
Vor was haben Sie aber auch Respekt?
“Ich habe großen Respekt vor den vielschichtigen Herausforderungen unserer Zeit, aber auch großen Spaß daran, an deren Lösungen zu arbeiten.”
Im Moment erscheinen die Fülle und die Komplexität der Herausforderungen in der Welt schon fast erdrückend. Welche Themen wird die Bürgerstiftung hier vor Ort angehen?
“Ja, unsere Aufgabenliste ist in der Tat lang. Dazu gehören Stichpunkte wie Armutsbekämpfung oder Wohnungslosigkeit. Hier sehe ich stets eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt, anderen Wohlfahrtsverbänden aber auch mit den Betroffenen selbst, wie zum Beispiel bei `Harrys Bude´. Die Arbeit mit Geflüchteten – egal welcher Herkunft – wird immer ein Thema bleiben. Der Fokus liegt im Moment verständlicherweise darauf, Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, mit Angeboten zur Arbeitsvermittlung oder psychosozialer Beratung zu unterstützen. Eine wichtige Säule bei uns ist auch die Demokratieförderung. Daher soll das Gesprächsangebot für junge Menschen im öffentlichen Raum ausgebaut werden. Das Projekt „0711wohnzimmer“ hat hier eine tolle Basis geschaffen.”
Bemühen wir noch die Fee, die Wünsche erfüllt. Sie haben drei frei:
“Wir brauchen unbedingt auch eine physische Heimat. Ein Haus des bürgerschaftlichen Engagements wäre eine ideale Plattform für die unterschiedlichen Träger. Und für die vorhin angesprochenen, großen Aufgaben benötigen wir weiterhin großzügige Zuwendungen. Eine ordentliche Portion Optimismus für alle Beteiligten und Engagierten soll uns schließlich als dritten Wunsch die tägliche Stiftungsarbeit erleichtern.”