Teil I - Wie es zum Diario Voluntario kam
Suzan
Liebe Leser:innen,
ich bin Philipp Morath, Spitzname: Pipo, 30 Jahre alt, gebürtig aus dem Hochschwarzwald, der Ausbildung nach Moderator, Mediator und Prozessbegleiter sowie meines Zeichens Südamerikaner-Liebhaber, was nicht zuletzt meine aktuelle Reise begründete. Meine Zuneigung zu Ländern und Menschen speist sich aus meiner Zeit im baskischen San Sebastian, wo ich mit einigen Südamerikanern zusammenlebte und noch mehr kennen- und schätzen lernen durfte. Mein Spanisch ist zwar immer noch holprig, aber spätestens mit Unterstützung neuester (Google-Translator) und ältester (Hände und Füße) Medien, kann ich mir hinreichend Ausdruck verleihen. Und so reise ich derzeit durch Uruguay, Argentinien, Chile, Bolivien und Peru.
Warum ein Diario Voluntario ?
Die vergangenen zwei Jahre arbeitete ich für die Bürgerstiftung Stuttgart und durfte mich vor allem im Arbeitsbereich Demokratieförderung und Bürgerbeteiligung engagieren. Bei der Durchführung verschiedener Jugendpartizipationsprozesse fand ich meine berufliche Heimat. Eine Heimat, die ich – so ist das wohl beim Reisen – auf eigenen Wunsch verlassen habe, nichtsdestotrotz aber in mir trage. Denn ich denke, dass Menschen zwar immer wieder, aus unterschiedlichsten Gründen, ihre Heimat verlassen, die Heimat aber nie ganz die Menschen verlässt. Und so trage ich den “Markenkern” der Bürgerstiftung, das Engagement von Menschen – sich also für etwas oder für jemanden einzusetzen – auch weiter in mir.
Auf diesem fruchtbaren Boden wuchs die Idee in mir, meine Reise mit einer weiteren Mission anzureichern: dem “Diario Voluntario - Ein Reiseblog zu Engagementgeschichten in Lateinamerika”. Denn nach und nach fiel mir auf, dass es eine weitere zentrale Verbindung zwischen den Ländern Südamerikas und der Bürgerstiftung Stuttgart gibt. Diese verbindet sogar alle Gemeinschaften auf der Welt: Überall gibt es Menschen die nicht-wünschenwerte Zustände vorfinden und sich im nächsten entscheiden, etwas für den Wandel in Richtung wünschenswerte Zustände zu tun.
Und so gesehen gibt es wohl (leider) einen endlosen Pool an Engagementmöglichkeiten. Wir merken ja gerade, wie uns die Simultanität, also das gleichzeitige Auftreten von Krisen zu schaffen macht: Corona-Pandemie inkl. gesellschaftliche Spaltung, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die zugehörige Energiekrise mit steigender Inflation und nicht zuletzt der Klimawandel, dessen Folgen sich auch bei Waldbränden zeigten und welcher sich im Schatten der erstgenannten Krisenwellen auftürmt und voranschreitet.
Von Diktatoren, 100% Inflationsrate und Brandrodung
Blicke ich nun – noch aus der Ferne – auf Chile oder Argentinien, sehe ich Länder, in welchen vor nicht allzu langer Zeit mit Pinochet und Videla Diktatoren regierten. Regierende, die gesellschaftliche Spaltung hinterlassen, so glaube ich, als Deutscher zu wissen. Ferner hat Argentinien gerade eine Inflationsrate von 100 Prozent erreicht – ein Wert, von dem wir in Europa noch weit entfernt sind. Und in Bolivien brannten 2022 (Stand: 13. September) 235.148 Hektar (Ur-)Wald nieder, was meinen Recherchen nach nicht zuletzt an Brandrodungen liegt, die Platz schaffen sollen für Flächen, die dem Export von Soja und Fleisch zuträglich sind. Zum Vergleich: Das langjährige Mittel für Waldbrände in Deutschland liegt bei 646 Hektar betroffener Waldfläche jährlich.
So ist es Ziel des Diario Voluntario aufzuzeigen, wie Menschen in Lateinamerika den sie umgebenden Herausforderungen begegnen. Wer sind diese Menschen? Was treibt sie an? und was tun sie? Diesen Fragen werde ich mit Blick auf unterschiedlichste Herausforderungen nachspüren und euch, liebe Leser:innen, versuchen, teilhaben zu lassen.
Ich freue mich über jede:n, der/die Interesse für diesen vielfältigen Kontinent, seine fröhlichen Menschen und last but not least meine Geschichten aufbringt.
In diesem Sinne, seid gegrüßt, Buen Camino und Vamos Arriba
Pipo